Verkehrsunfall – Sofortmaßnahmen Erste-Hilfe Teil 2

Die Welt ist mobil. Jeden Tag werden tausende von Kilometern mit Autos gefahren und jeden Tag sterben Menschen im Straßenverkehr. Aktuelle Statistiken deuten an, dass deutschlandweit mehr als 250 Personen pro Monat im Straßenverkehr sterben1. Grund genug sich Gedanken über die Erste-Hilfe bei einem Verkehrsunfall zu machen. Willkommen im zweiten Teil der Artikelserie Sofortmaßnahmen der Ersten Hilfe.

Verkehrsunfall voraus!

Verkehrsunfall

von Haugg (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0 oder GFDL], via Wikimedia Commons


Sobald ich einen Verkehrsunfall bemerke gilt es die Geschwindigkeit langsam zu reduzieren. Dem nachfolgende Verkehr zeige ich die drohende Gefahr durch das Betätigen der Warnblickanlage an. Den PKW stelle ich mit ausreichendem Abstand am rechten Fahrbahnrand ab. Bei Dunkelheit parke ich mein Fahrzeug so, dass das Abblendlicht die Unfallstelle ausleuchtet.

Habe ich das Auto geparkt sollte sofort mit der Absicherung der Unfallstelle und dem Eigenschutz begonnen werden. Dies geschieht durch das Anziehen einer Warnweste. Wichtig: Ab 01. Juli 2014 gilt auch in Deutschland die gesetzliche Pflicht zum Mitführen einer Warnweste. Neben der angezogenen Warnweste stelle ich in ausreichendem Abstand ein Warndreieck auf. Die Entfernung zur Unfallstelle sollte mindestens 100 Meter betragen. Vorsicht ist  hinter Bergkuppen und Kurven geboten. Hier auf jeden Fall vor der Kuppe oder Kurve das Warndreieck aufstellen. Das Laufen auf der Fahrbahn geschieht im Gegenverkehr, da es für entgegenkommende Fahrzeuge leichter ist mich zu erkennen. Schon beim Aufstellen des Warndreiecks fordere ich andere Verkehrsteilnehmer dazu auf anzuhalten, um mir bei den Sofortmaßnahmen zu helfen.

Nachdem ich die Unfallstelle abgesichert habe nähere ich mich dem verunfallten Fahrzeug. Den Feuerlöscher aus meinem Fahrzeug habe ich dabei griffbereit in der Nähe des Unfallfahrzeuges abgestellt. Gerade bei beschädigten Fahrzeugen gilt es folgende Gefahren zu beachten:

  • nicht ausgelöste Airbags können unerwartet öffnen
  • elektrische Anlagen des Fahrzeuges können noch unter Strom stehen
  • Kraftstoff oder Ölverluste können sich entzünden (hier die goldene Regel, dass Rauchen an jeder Unfallstelle verboten ist!)
  • Splitter und scharfe Kanten an der Karosserie

Personenrettung nach Verkehrsunfall

Anschließend nähere ich mich dem Fahrzeug vorsichtig und öffne die Fahrertüre. Sollte die Tür verklemmt sein versuche ich über die Beifahrertüre oder die Hintertüren in das Fahrzeug zu gelangen. Einen noch laufenden Motor stelle ich ab. Anschließend spreche ich im Fahrzeug sitzende Personen an um deren gesundheitlichen Status zu überprüfen. Reagieren Insassen nicht rette ich diese mit dem Rautek-Rettungsgriff aus dem Fahrzeugwrack. Hier achte ich vor dem Herausziehen aus dem Fahrzeug darauf, dass keine Körperteile (vor allem die Beine) eingeklemmt sind. Sollte eine Rettung nicht möglich sein setze ich umgehend den Notruf ab. Kann ich die Insassen aus dem Fahrzeug retten hat dies Priorität. Der Notruf wird dann abgesetzt, wenn die Opfer aus dem Fahrzeug geborgen sind.

Praxis-Tipp: Wenn mehrere Personen helfen kann der Notruf auch parallel abgesetzt werden. In diesem „Fallbeispiel“ gehen wir den worst Case durch. Hier sind wir alleine auf einer einsamen Landstraße und Hilfe ist weit und breit nicht in Sicht.

In diesem Video wird gut erklärt, wie der Rautek-Rettungsgriff anzuwenden ist. Dieser wird vorgeführt und nochmals exemplarisch erklärt, worauf bei der Rettung zu achten ist.

Person auffinden

Nun haben wir die Unfallopfer aus ihrem Fahrzeug befreit. Der Notruf ist abgesetzt und als nächstes gilt es lebensrettenden Maßnahmen einzuleiten.

von Image created by Rama (Eigenes Werk) [Für die Lizenz, siehe], via Wikimedia Commons

von Image created by Rama (Eigenes Werk) [Für die Lizenz, siehe], via Wikimedia Commons


Nachdem ich die Person in ausreichender Entfernung vom Wrack abgelegt habe spreche ich das Opfer nochmals laut an: „Hallo! Können sie mich hören! Ist bei Ihnen alles in Ordnung?“. Trotz Anspreche reagiert die Person nicht. Ich öffne vorsichtig den Mund, indem ich das Unterkiefer nach unten ziehe. Sollten größere Brocken im Mundraum liegen entferne ich diese vorsichtig. Nun überstrecke ich den Kopf der Person um die Atemwege zu öffnen. Als nächstes überprüfe ich die Atmung. Dazu halte ich mein Ohr über den Mund des Patienten. Mein Blick richtet sich auf den Brustkorb. Eine Hand lege ich locker auf den Brustkorb. Nun prüfe ich für mindestens 10 Sekunden ob der Betroffene noch atmet. Dies fühle ich auf meiner Wange, höre es am Ohr und sehe es mit meinen Augen, wenn sich der Brustkorb bewegt.

Praxis-Tipp: Das Volumen eines Atemzuges sollte in etwa der Menge entsprechen, die man aus einer Milchtüte (1 Liter TetraPack) herausdrücken kann bevor man diese in den gelben Sack wirft.

Was wir tun, wenn der Patient nicht richtig atmet erfahrt ihr im nächsten Teil der Artikelserie. Unser Patient atmet selbstständig und ausreichend. Da es sich nun um einen bewusstlosen (nicht ansprechbaren) Patienten mit ausreichender Eigenatmung handelt drehe ich diesen in die stabile Seitenlage.

Da die Beschreibung der stabilen Seitenlage nur mit Text sehr schwierig ist würde ich euch bitten auch hier ein kleines Video anzuschauen:

Nachdem der Patient in der stabilen Seitenlage liegt warte ich auf das Eintreffen der Rettungskräfte. Während der Wartezeit prüfe ich regelmäßig ob das Opfer noch ausreichend atmet.

Checkliste Verkehrsunfall

  • Geschwindigkeit reduzieren
  • Warnblickanlage einschalten
  • In ausreichendem Abstand am rechten Fahrzeugrand halten
  • Warnweste anziehen
  • Warndreieck in mind. 100m Entfernung aufstellen. Bei Unfällen in/hinter Kurven und Kuppen Warndreieck VOR der Kurve/Kuppe aufstellen
  • Auf Gefahren am Fahrzeug achten, Feuerlöscher bereithalten
  • Fahrzeugtüre öffnen, Insassen ansprechen
  • Bewusstlose, nicht eingeklemmte Personen aus dem Fahrzeug befreien
  • Notruf absetzen

Checkliste Person Auffinden

  • Person laut Ansprechen: „Hallo! Hören Sie mich?“
  • Mundraum inspizieren, eventuelle große Brocken entfernen
  • Kopf überstrecken
  • Atmung für mindestens 10 Sekunden überprüfen: Sehen, Hören, Fühlen

Checkliste stabile Seitenlage

  • Patient antwortet nicht auf Ansprache
  • Patient atmet selbstständig und ausreichend

Für weitere Informationen rund um das Thema Erste-Hilfe beim Verkehrsunfall (und für alle, die den nächsten Teil nicht erwarten können) empfehle ich die Lektüre des „Erste-Hilfe-Online“-Angebotes vom Deutschen Roten Kreuz. Ansonsten freue ich mich auch hier über Feedback, Anregungen oder Wünsche. Fragen dürft ihr wie immer gerne im Kommentar stellen oder per Mail an mich senden.

In der nächsten Ausgabe der Serie erwartet euch dann der „Extremfall“ – die Herz-Lungen-Wiederbelebung. Aber keine Angst, alles halb so wild!
Quellen:

  1. de.statista.com/statistik/daten/studie/161724/umfrage/verkehrstote-in-deutschland-monatszahlen
  2. Allgemeine Informationen: https://www.medizinus.info/2014/02/15/bewerbung-fuer-humanmedizin/

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