Wunden – Verbrennungen – Erste-Hilfe (Teil 4)

Im vierten Teil der Sofortmaßnahmen der Ersten-Hilfe geht es um die Themengebiete Wunden und Verbrennungen. Was tun bei einer tiefen Schnittwunde? Dürfen Fremdkörper in einer Wunde verbleiben? Was mach ich bei stark blutenden Wunden? Und wie war das mit dem Kühlen von Verbrennungen?  All diese Fragen finden nun eine Antwort.
Dieser Artikel ist der 4. Teil der Artikelserie: Sofortmaßnahmen der Ersten-Hilfe. Wie in den anderen Teilen auch möchte ich hier nochmals darauf hinweisen, dass die Lektüre keinesfalls einen Erste-Hilfe-Kurs bzw. eine Auffrischung der Ersten-Hilfe darstellt.

Wunden

Teddy mit versorgten WundenDas Thema Wunden ist erstmal ein sehr breit gefächertes. Hierunter fällt die oberflächliche Abschürfung genauso wie die tiefe Schnittwunde. Aus diesem Grund folgt hier weniger die Anleitung zum perfekten Verband (was wohl auch meiner rettungsdienstlichen Einstellung zu verdanken ist), sondern eher eine Anleitung zum allgemeinen Verhalten bei Verletzungen.

Wundversorgung – Goldene Regeln

  1. Jede Wunde muss prinzipiell schnellst möglich einem Arzt gezeigt und von diesem beurteilt werden
  2. Starke Blutungen schnellst möglich stoppen – Notruf 112 nicht vergessen!
  3. Wunden niemals berühren
  4. Wunden nicht auswaschen
  5. Keine Wundreinigung mittels Sprays, Salben, Puder oder Desinfektionslösungen
  6. Fremdkörper nicht entfernen
  7. Wunde zweckmäßig steril abdecken um eine weitere Kontamination zu verhindern

Die goldenen Regeln der Wundversorgung gelten uneingeschränkt für alle Verletzungen außer Brandwunden, Bisswunden und Verätzungen. Diese werden im folgenden Teil des Beitrages beschrieben.

Unabhängig von der Wundgröße sollte diese von einem Arzt begutachtet werden. Auch harmlose Bagatellverletzungen haben ein hohes Infektionspotential und können zu schweren Folgeerkrankungen führen.

Sollte eine Wunde stark bluten ist die Blutung mittels Druckverband zu stillen. Die Grundlage des Druckverbandes stellt eine sterile Auflage über der Wunde dar. Anschließend eine geschlossene Mullbinde im rechten Winkel zur Verletzung auflegen und mittels Verbandpäckchen unter Zug Druck auf die Wunde ausüben. Ein häufige Fehler ist das Öffnen der Mullbinde. Die geschlossene Mullbinde dient als Druckpolster. Ist die Verpackung geöffnet kann sich die Binde mit Blut vollsaugen und verliert so ihre Festigkeit. Die Wirkung als Druckpolster geht verloren. Sollte ein Druckverband zur Blutstillung nicht ausreichen kann ein zweiter Druckverband über den ersten angelegt werden.

Wundversorgung einer WundeAllgemein für Wunden gilt: Nicht berühren. Da so ein unnötiges Eintragen von Keimen in die Wunde verhindert wird. Das Auswaschen einer Verletzung unter Leitungswasser trägt ebenso zu einer Erhöhung der Keimbelastung bei. Auch Leitungswasser mit Trinkqualität ist nicht keimfrei. Das mögliche Risiko Keime in die Wunde zu spülen überwiegt nicht den Nutzen. Ein Auswaschen sollte somit unterbleiben (Ausnahmen siehe unten).

Auch das Reinigen der Wunde mittels Sprays, Puder, Desinfektionsmitteln oder Salben hat in der Regel keinen positiven Effekt auf die Heilung. Auch hier erhöht sich die Gefahr der Verunreinigung mit zusätzlichen Keimen. Eine Wundreinigung sollte nur durch erfahrenes Personal im Krankenhaus oder beim Hausarzt durchgeführt werden.
Sollten sichtbare Fremdkörper in der Wunde erkennbar sein sind diese dort zu belassen. In diesem Fall genügt es die Verletzung locker abzudecken. Bei Fremdkörpern in einer Wunde keinen Zug beim Verbinden aufbauen, da sonst der Fremdkörper tiefer in die Wunde gedrückt wird.

Gerade im Rettungsdienst habe ich gelernt, dass die Zweckmäßigkeit eines Verbandes über dessen Optik steht. Wie die sterile Abdeckung der Wunde aussieht oder anschließend fixiert wird bleibt jedem selbst überlassen, solange diese eine Fahrt zum nächsten Arzt übersteht. Hier empfehle ich die Bilderstrecke für verschiedene Verbandarten des DRK:

Verbrennungen

Als besondere Wunde ist die Verbrennung zu nennen. Hier treffen die goldenen Regeln der Wundversorgung mit einer Ausnahme zu. Bei Verbrennungen ist eine Kühlung der betroffenen Hautpartie mit Wasser erlaubt. Wichtig ist hierbei, dass die Wassertemperatur auf lauwarm gestellt wird. Die Kühlung sollte bis zum Nachlassen des Verbrennungsschmerzes erfolgen. Ein zu langes Kühlen der Verbrennung kann im schlimmsten Fall zur Unterkühlung des Gewebes mit entsprechenden Folgeschäden führen.
Nach ausreichender Kühlung sind Verbrennungswunden auf jeden Fall großflächig steril zu bedecken. Besonders bei Verbrennungen stellt die Kontamination der Wunde mit Keimen eine schwerwiegende Komplikation in der Wundheilung dar.

Bei großflächigen Verbrennungen (betroffene Fläche größer als eine Handfläche) sollte auf jeden Fall die Rettungskette über den Notruf 112 in Gang gesetzt werden. Hier ist die Behandlung in einem speziellen Brandverletztenzentrum notwendig. Ein rascher Transport in dieses Zentrum kann vom Rettungsdienst in die Wege geleitet werden.

Bisswunden

Auch Bisswunden durch Hunde mit Verdacht auf Tollwut stellen eine Ausnahme in den goldenen Regeln der Wundversorgung dar. Hier ist das Spülen der Wunde mit einer Seifenlösung zu empfehlen. Ein anschließender Besuch beim Arzt mit eventueller Impfung ist ein „Muss“ nach jeder Bissverletzung.

Verätzungen

Als letzte Ausnahme seien Verätzungen der Haut genannt. In diesem Fall ist ein sorgsames spülen der Wunde mit klarem Wasser sinnvoll um die einwirkende Säure oder Lauge zu verdünnen. Besondere Vorsicht ist hier geboten, da das abfließende Wasser im Falle der Spülung ebenfalls Schadenspotential besitzt. Die Lagerung beim Ausspülen sollte so erfolgen, dass abfließendes Wasser mit möglichst wenig gesundem Gewebe in Berührung kommt.

Fazit – Wundversorgung

PflasterPrinzipiell bleibt zu sagen, dass jede Wunde von einem Arzt begutachtet werden sollte. Aus eigener Erfahrung weiß ich selbst, dass dies nicht immer geschieht. Bei kleineren Verletzungen auf jeden Fall täglich das Pflaster oder den Verband wechseln. Hierbei ist der Heilungsprozess zu begutachten. Sollten sich im Heilungsverlauf besondere Rötungen, Schmerzen oder Ausschläge im Bereich der Wunde zeigen ist diese auf jeden Fall einem Arzt vorzuführen.

Ich danke fürs Lesen des Artikels. Dieser Artikel ist Teil 4 der Artikelserie Sofortmaßnahmen der Ersten-Hilfe. Bei offen gebliebenen Fragen, Wünschen oder Kritik nutzt einfach die Kommentarfunktion oder schreibt mir eine kurze Mail.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert