Um die Problematik Herzinfarkt verstehen zu können benötigt man ein wenig Vorwissen. Ich habe versucht dieses Vorwissen so knapp wie möglich und dennoch so ausführlich wie nötig zu halten.
Das Herz – Ein ganz besonderes Organ
In der Antike ging man davon aus, dass das Herz Sitz von Seele und Gefühlen ist. Dies hat sich zur heutigen Ansicht der Herzfunktion entscheidend geändert: Die Aufrechterhaltung der Blutzirkulation im Körper. Einfach gesagt besteht das Herz aus zwei getrennten Pumpen, welche über ein Rohrsystem miteinander verbunden sind. Das Herz selbst gilt als Hohlorgan, entspricht also einem Muskelschlauch, der unten geschlossen ist.
Die rechte Seite (rechte Pumpe) erhält ihren Zufluss aus dem Körper (großen venösen Gefäße, wie der obere und untere Hohlvene, welche das Blut von Rumpf und Kopf zum Herzen befördern). Das Blut gelangt vom so genannten Vorhof der rechten Seite in die rechte Herzkammer. Durch Anspannung des Herzmuskels werden die Klappen zwischen Vorhof und Kammer geschlossen und das Volumen der Kammer verkleinert. So erhöht sich der Druck im Herzen, bis er schließlich so stark ist, dass die Klappe zur Lungenarterie aufgedrückt wird. Nun wird das Blut aus der Kammer in die Lungenarterie vorgeschoben. In der Lunge erhält das Blut frischen Sauerstoff und macht sich nun auf den Weg zurück zum Herzen.
Die linke Seite (linke Pumpe) bekommt den Zufluss des sauerstoffreichen Blutes (aus der Lunge über die Lungenvenen) ebenfalls in den Vorhof geliefert. Auch hier fließt das Blut vom Vorhof in die Kammer. Die Kammer spannt sich an (parallel mit der Anspannung der rechten Seite) und durch den ansteigenden Druck wird die Aortenklappe geöffnet. Nun treibt die linke Pumpe das Blut in die Aorta, welche durch verschiedene Abzweigungen im Rohrsystem den ganzen Körper mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Pro Herzschlag wird so eine Blutsäule von circa 20 cm durch das Rohrsystem getrieben.
So schafft es das Herz von Kontraktion zu Kontraktion den Körper stetig mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen, was für das Überleben und die Funktion der Körperzellen überlebenswichtig ist. Die Druckunterschiede der beiden Kreisläufe (kleiner Lungenkreislauf und großer Körperkreislauf) möchte ich hier nicht weiter erläutern. Sie sollen lediglich der Vollständigkeit halber erwähnt werden.
Wie wird das Herz mit Sauerstoff versorgt?
Da das Herz wie jeder Muskel arbeitet, benötigen die Zellen Sauerstoff und Nährstoffe. Die Zellen vom Herzen, welche direkten Kontakt mit dem Blut haben, können teilweise durch das vorbeifließende Blut versorgt werden. Da der Herzmuskel einige Millimeter dick ist, reicht diese Versorgung nicht aus.
Aus diesem Grund gehen direkt hinter dem „Ausgang“ der linken Herzpumpe kleine Gefäße ab, die so genannten Koronararterien (oder Vasa private = „eigene Gefäße“). Diese Gefäße legen sich direkt um das Herz und versorgen den Herzmuskel mit Blut und Nährstoffen. Je nachdem wie stark das Herz arbeiten muss kann der Durchmesser dieser Gefäße erweitert oder verengt werden und sich so der Herzleistung anpassen. Diese Variabilität im Durchfluss ermöglicht die ausreichende Versorgung unter verschiedenen körperlichen Belastungen.
Der Herzinfarkt – Ursache
Der Herzinfarkt ist dadurch gekennzeichnet, dass die Blutversorgung des Herzmuskels nicht mehr ausreichend ist. Dem liegt meist ein Verschluss der Koronargefäße zugrunde. Wenn diese kleinen Gefäße durch Ablagerungen immer enger werden, reicht das durchfließende Blut nicht mehr aus um dahinter liegende Herzabschnitte zu versorgen. Beim Herzinfarkt kommt es also zu einer Unterversorgung von Herzmuskelgewebe. Dies führt dazu, dass die Herzmuskelzellen beginnen abzusterben und somit auch aufhören ihre Arbeit (Anspannung und Austreibung von Blut) zu verrichten.
Das Resultat ist eine zunehmende Pumpschwäche, die bis zum totalen Versagen der Herzaktion führen kann. Als Folge dieser Pumpstörung werden nun auch alle anderen Organe und Zellen im Körper unterversorgt, was von Ohnmachtsanfällen bis hin zum Tod reichen kann.
Ein weiteres Problem des Herzinfarktes ist, dass die Herzmuskelzellen sich gegenseitig bescheid geben, wenn es zur Kontraktion kommen soll. So „sagt“ Zelle A – Zelle B bescheid, Zelle B – Zelle C etc. Durch diese blitzschnelle gegenseitige Kommunikation arbeiten alle Herzmuskelzellen im gleichen Takt (synchron) und können das Blut gemeinsam effizient in den Körper pumpen.
Sterben nun Zellen beim Herzinfarkt ab kommt diese Kommunikation zwischen den Zellen zum erliegen. Der Infarkt kann also dazu führen, dass die Herzmuskelzellen keine einheitliche Bewegung mehr durchführen können. In diesem Fall spricht man von einer Rhytmusstörung die vom unregelmäßigen Puls bis hin zum Kammerflimmern reichen kann.
Beim Kammerflimmern zucken die Herzzellen unkoordiniert. Trotz der Kontraktion der Zellen kann kein Blut aus dem Herzen herausgepumpt werden. Dieser Zustand verläuft tödlich, wenn keine Erste-Hilfe geleistet wird.
Risikofaktoren für einen Herzinfarkt?
Mittlerweile sind viele Risikofaktoren für einen Herzinfarkt bekannt. Neben der familiären Veranlagung spielen vor allem Bluthochdruck, Rauchen, Stress, Übergewicht, Diabetes und die Ernährung (hier besonders die Blutfettwerte) eine entscheidende Rolle.
Schützend und vorbeugend wirkt eine gesunde Ernährung und viel Bewegung (Sport).
An dieser Stelle möchte ich auf den PROCAM Risikorechner der Assmann-Stiftung hinweisen. Jeder der Interesse hat kann sich hier sein Herzinfarkt-Risiko berechnen lassen (natürlich kostenlos).
Dies war ein kurzer Überblick über die Thematik Herzinfarkt. Ich hoffe, der Beitrag hat dem ein oder anderen geholfen die Problematik Herzinfarkt zu verstehen. Ich freue mich über Kommentare im Blog oder per Email.