Bei der Auswahl des Studienortes fällt zunehmend auf, dass mehr und mehr Universitäten einen so genannten Modellstudiengang oder Reformstudiengang für Medizin anbieten. Doch was ist ein Modellstudiengang und welche Vor- und Nachteile bietet dieser gegenüber dem „klassischen“ Regelstudium?
Modellstudiengang Medizin in Deutschland
Blickt man auf die absoluten Zahlen von Hochschulstart.de zeigt sich, dass von den 9.086 verfügbaren Medizinstudienplätzen in Deutschland zum Wintersemester 2015/2016 bereits 2.198 Studienplätze auf Modellstudiengänge entfallen sind. Dies bedeutet, dass fast jeder 4. Studienplatz (24,19 Prozent) nicht mehr nach der klassischen Studienordnung ausgerichtet ist, sondern im Rahmen eines Modellstudienganges angeboten wird. Grund genug, hinter die Thematik der Modellstudiengänge Medizin zu blicken und zu betrachten, welche Vor- und Nachteile durch das Modellstudium entstehen.
Universitäten mit Modellstudiengängen
Folgende Universitäten bieten das Medizinstudium aktuell nur im Rahmen eines eigenen Modell- oder Reformstudienganges an:
Universität | Studienplätze |
Aachen | 281 Plätze |
Berlin-Charité | 324 Plätze |
Bochum | 323 Plätze |
Düsseldorf | 402 Plätze |
Hamburg | 369 Plätze |
Medizinische Hochschule Hannover | 270 Plätze |
Köln | 189 Plätze |
Oldenburg | 40 Plätze |
Bewerbung für einen Modellstudiengang Medizin
Die Studienplatzvergabe erfolgt auch für Modellstudiengängen über die zentrale Vergabestelle Hochschulstart.de. Die Bewerbung ist somit innerhalb der üblichen Fristen zu stellen und im Ablauf absolut identisch mit der Bewerbung für einen regulären Medizinstudienplatz.
Die Zuteilung zu einem Modellstudiengang erfolgt indirekt über die Studienortswahl und wird durch die spätere Zulassung an einer der oben genannten Universitäten entschieden.
Ablauf der Modellstudiengänge
Die Modell- oder Reformstudiengänge werden von den entsprechenden Universitäten und den zugehörigen Fachschaften selbst geplant. Im Rahmen der Modellstudiengänge können Zwischenprüfungen, wie etwa das erste Staatsexamen (Physikum), entfallen und durch andere, gleichwertige Prüfungen ersetzt werden.
Die Gesamtstudienzeit liegt auch innerhalb der Modellstudiengänge bei 13 Fachsemestern. Lediglich die zeitliche Aufteilung der einzelnen Studienabschnitte kann variabel gestaltet werden. Die Durchführung des praktischen Jahres (PJ) als letztes Studienjahr vereint die Reformstudiengänge mit den herkömmlichen Regelstudiengängen.
Worin besteht die Reform oder das Modell?
Ein Hauptgrund für die Einführung der Modell- und Reformstudiengänge ist die teils sehr theoretisch gegliederte medizinische Ausbildung. Während den vorklinischen Fachsemestern (1. – 4. Fachsemester) beschränkt sich der Wissenserwerb der Studenten meist auf theoretische Inhalte. Eine Verzahnung zwischen Praxis und Theorie findet nur in sehr begrenztem Rahmen statt.
Die Modellstudiengänge (oder auch Reformstudiengänge genannt) möchten dieses theoretische Konzept auflockern und etablieren frühe Praxiserfahrungen mit der trockenen Grundlagentheorie. Die Studenten sollen hierbei schon früh an relevante Krankheitsbilder herangeführt werden und ein tiefes Verständnis für die nötigen naturwissenschaftlichen Grundlagen aufbauen. Die Modellstudiengänge bieten hierbei einen höheren Praxisanteil vor allem innerhalb der ersten Studienjahre.
Vorteile eines Modellstudienganges
Die Vorteile der Teilnahme an einem Modellstudiengang liegen auf der Hand: Neben einer frühen Verzahnung von theoretischen, naturwissenschaftlichen Grundlagen und der späteren klinischen Praxis bieten die meisten Universitäten im Rahmen der Modellstudiengänge ihren Studenten auch weitere Lehrvorteile an. Diese können aus innovativen online Kursen oder dem Angebot eines SkillsLabs, wo Studenten schon früh mittels Simulatoren und Simulationen an Alltagssituationen herangeführt werden, bestehen.
Nachteile eines Modellstudienganges
Im Rahmen der Nachteile ist auf jeden Fall die Ortsgebundenheit zu nennen. Durch das eigene Lehrkonzept der entsprechenden Universität ist ein Wechsel der Hochschule während der medizinischen Ausbildung nur sehr schwer möglich. Gerade, wenn an eine Universität mit Regelstudiengang gewechselt werden möchte, ist es oftmals Pflicht, Kurse oder Scheine nachzuholen, bevor ein Quereinstieg möglich ist. Wer also im Modellstudiengang Medizin studieren möchte sollte sich im Bezug auf seine Ortswahl sehr sicher sein.
Modellstudiengang Medizin – Fazit
Als Fazit bleibt zu sagen, dass bereits jetzt einige Universitäten den Umstieg zum eigenen Modellstudiengang erwägen oder planen. Auch in Zukunft wird der Boom der Modellstudiengänge anhalten, da diese von der Universität flexibler an die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden können. Das frühe Einbinden von praktischen Lehrinhalten ist ein weiterer großer Vorteil der neuen Reformstudiengänge. Trotzdem wäre es schön, wenn der Studiengang Medizin bundesweit einheitlich reformiert werden würde und nicht jede Universität ihr eigenes Süppchen kochen müsste. So wäre auch ein Wechsel des Studienortes wieder ohne Probleme möglich.
Sehr informativer Beitrag, vielen Dank fürs teilen!
Liebe Grüße