Fast jeder Blutspender kennt sie, seine Blutgruppe. Doch was sagt die Blutgruppe aus und wofür ist diese wichtig? Welche Rolle spielt die Blutgruppe bei einer Bluttransfusion?
Als das bekannteste Blutgruppensystem stelle ich euch heute das AB0-System vor.
Zur Einteilung in eine Blutgruppe stehen aktuell 29 verschiedene Blutgruppensysteme zur Verfügung. Von dieser Zahl findet allerdings nur ein Bruchteil Anwendung in der modernen Medizin.
Klinisch relevant ist heutzutage vor allem die Einteilung nach dem AB0-System und die Bestimmung des Rhesusfaktors.
Blutgruppen – AB0-System
Das AB0-System ist das wohl bekannteste Blutgruppensystem in der Bevölkerung. Vor allem in der Transfusionsmedizin spielt es eine entscheidende Rolle und dient als wichtiges Kriterium zur Bestimmung, ob ein Patient fremdes Blut erhalten kann oder nicht.
Das AB0-System baut dabei auf der Bestimmung von Antigenen und Antikörpern auf. Alle roten Blutkörperchen tragen auf ihrer Zelloberfläche spezielle Eiweiße, welche als Antigene bezeichnet werden. Entsprechend den eigenen Antigenen bildet der Körper im Laufe der Zeit Antikörper gegen körperfremde Blutkörperchen (und deren Antigene). Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass fremdes Blut im Blutsystem verklumpt (=agglutiniert) und somit aus dem Verkehr gezogen wird. Im Laufe der Evolution konnte sich der Körper so vor fremdem, eventuell krankhaftem Blut schützen.
Verklumpung von Blut im AB0-System
Ob eine Blutgruppe kompatibel zu einer anderen ist hängt von den jeweiligen Antigenen und Antikörpern ab. Kommen passendes Antigen und Antikörper zusammen reagieren diese miteinander und verklumpen. Dieser, als Agglutination bekannter, Prozess führt zu lebensgefährlichen Thromben, welche Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Lungenembolie auslösen können.
Deshalb gilt es als oberstes Ziel niemals gleiche Antigene und Antikörper zusammenzubringen. Dies bedeutet, dass ein Patient der Blutgruppe A kein Blut der Blutgruppe B erhalten darf, da in diesem Fall Antigene A mit Antikörper A und Antigene B mit Antikörper B zusammentreffen.
Blutgruppeneinteilung nach AB0
In der folgenden Tabelle ist die jeweilige Verteilung von Antigenen und Antikörpern innerhalb der einzelnen Blutgruppen des AB0-Blutgruppensystemes dargestellt.
Blutgruppe | Antigene | Antikörper | Genvarianten | Häufigkeit Europa |
Antigen A | Antikörper B | AA A0 | 42 % | |
Antigene B | Antikörper A | BB B0 | 15 % | |
Antigene A Antigene B | keine Antikörper | AB | 7 % | |
keine Antigene | Antikörper A Antikörper B | 00 | 37 Prozent |
Universalblut – Blutkörperchen
Obwohl im klinischen Betrieb in der Regel auf eine sortengleiche Blutgabe geachtet wird, besteht die Möglichkeit im Zuge von Notfällen auf „Universalblut“ zurückzugreifen. Hierbei gelten Personen der Blutgruppe 0 als Universalspender für alle anderen Blutgruppen. Da die Blutkörperchen der Blutgruppe 0 keine Antigene tragen, können diese jeder anderen Blutgruppe zugeführt werden, ohne Schaden anzurichten.
Zu beachten gilt hierbei, dass es sich nur um Blutkörperchen-Konzentrate handeln darf, welche als Universalblut bezeichnet werden. Würde das Vollblut (Blutkörperchen mit Blutflüssigkeit und den darin enthaltenen Antikörpern) der Blutgruppe 0 einer anderen Blutgruppe zugeführt werden könnten die Antikörper (In 0 sind Antikörper gegen A und B enthalten) mit den Blutkörperchen des Empfängers reagieren.
Universalplasma
Benötigt ein Patient keine Blutkörperchen sondern nur die Blutflüssigkeit mit deren Bestandteilen (Proteine, Gerinnungsfaktoren, etc.) ist eine Gabe von Blutplasma möglich. Nach Betrachtung der obigen Tabelle ist ersichtlich, dass als Universalspender für Plasma Personen der Blutgruppe AB in Frage kommen. Der Grund: Die Blutgruppe AB besitzt beide Antigene und bildet somit keine Antikörper aus. Die Blutflüssigkeit ist somit automatisch frei von Antikörpern gegen andere Blutgruppen.
Auch für das Universalplasma gilt, dass es sich nur um die reine Blutflüssigkeit handeln darf. Sollten Blutkörperchen enthalten sein würden diese mit den anderen Blutgruppen reagieren.
AB0-System Vererbung
Die Vererbung der AB0-Blutgruppe erfolgt mittels drei verschiedenen Genzustände A, B und 0. Hierbei gilt zu beachten, dass sich A und B durchsetzen (dominantes Verhalten), falls sie in einer Kombination mit 0 (rezessives Verhalten) vorliegen.
Die entsprechenden Genvarianten der einzelnen Blutgruppen sind ebenfalls der obigen Tabelle zu entnehmen.
Durch die Genzustände der verschiedenen Blutgruppen ist für eine Konstellation sogar ein Vaterschaftsnachweis bzw. dessen Ausschluss möglich: Ein Vater der Blutgruppe 0 ist nicht in der Lage ein Kind der Blutgruppe AB zu zeugen, da sich die Genvariante 0 des Vaters stets untergeordnet verhält.
Ich hoffe, euch hat der Beitrag gefallen und stehe für weitere Fragen hier im Kommentar zur Verfügung.